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Author Topic: Heilpraktiker, Bescheißen mit Statistik  (Read 112 times)

Julian

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Heilpraktiker, Bescheißen mit Statistik
« on: October 19, 2018, 01:50:34 AM »

Was halten Sie von dieser Statistik?

https://www.bdh-online.de/repraesentative-umfrage-jeden-tag-gehen-in-deutschland-128-000-patienten-zum-heilpraktiker/

Die Arbeitszeit als 7 Tage/Woche und 52 Wochen/Jahr anzusetzen, sehe ich als einen Trick an. Teilt man nämlich die 47.000 Heilpraktiker und die 46.607.322 Kundenkontakte auf, kommen laut Statistik pro Tag

   128.000 Kunden zum Heilpraktiker

Weil mit illusorischen 364 Tagen gerechnet wird. Aber wieviel Arbeitstage sind es tatsächlich?

Hier ist vor einiger Zeit die Zahl der Kunden/Tag berechnet worden:

http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/index.php?topic=6390.msg20589#msg20589

Ich finde, daß der Umgang der Heilpraktiker mit Statistik "kreativ" ist. Heute würde man es eher "Fake News" nennen.

Das Finanzamt rechnet allgemein (für alle Berufe) anscheinend  mit 230 Tagen bzw 280 Tagen, wobei ich die 230 bei Heilpraktikern für wahrscheinlicher halte:

https://www.lohnsteuer-kompakt.de/fag/0/704/wie_viele_arbeitstage_kann_ich_in_der_steuererklaerung_fuer_fahrtkosten_ansetzen

[*quote*]
Das Finanzamt erkennt daher in der Regel ohne Nachfrage folgende Arbeitstage pro Jahr an:

    bei einer 5-Tage-Woche 230 Arbeitstage pro Jahr oder

    bei einer 6-Tage-Woche 280 Tage pro Jahr
[*/quote*]


Bei 47000 Heilpraktikern und 46.607.332 Kundenkontakten:

Tage Kunde/Tag  Kunde/HP_Tag
364  128.000    2,72
280  166.454    3,54
230  202.640    4,31

Das sagt aber nichts über die in Rechnung gestellte Arbeitszeit aus.

1 Milliarde Einnahmen bei 47.00 Heilpraktikern --> 21.276 Euro pro Jahr Roheinnahme pro Heilpraktiker

1 Milliarde Einnahmen bei 46.607.332 Kundenkontakten --> 21,45 Euro pro Kundenkontakt

Damit wird obige Tabelle zu:
     
Tage Kunde/Tag  Kunde/HP_Tag Euro/Tag
364  128.000    2,72         58,34
280  166.454    3,54         75,93
230  202.640    4,31         92,44


Nun hat aber ein "normaler" Heilpraktiker einen Stundenlohn von mindestens 45 Euro.


https://heilpraktiker-psychotherapie-hessen.de/heilpraktiker-lexikon/gebueehrenordnung-heilpraktiker-psychotherapie/

[*quote*]
Gebührenordnung Heilpraktiker

Der Heilpraktiker und Heilpraktiker Psychotherapie ist in seiner Honorarfindung frei.

Die Gebührenordnung kann er zur Bestimmung seiner Leistungsvergütung heranziehen. Da die Gebührenordnung für Heilpraktiker aus den 80-er Jahren stammt, sind dort die Stundenvergütungen für psychotherapeutische Leistungen mit max. 46 € für 50 Minuten bestimmt.

Da dieser Stundensatz von maximal 46 € jedoch heutzutage wirtschftlich gesehen eine rentable Praxisführung kaum zuläßt, ist anzuraten, dass die Gebührenordnung eher nicht in der Rechnung zugrunde gelegt wird.

Bei der Abrechnung mit privaten Krankenkassen, erstattet diese, wenn alle Bedingungen zur Leistung erfüllt sind, in der Regel maximal auch nur diesen Betrag. Der Patient muss dann die Differenz aus eigener Tasche draufzahlen. Dies sollte  vor Beginn der Therapie schriftlich festgehalten werden, um nachträglichen Differenzen vorzubeugen.

Der Heilpraktiker Psychotherapie unterliegt der wirtschaftlichen Aufklärungspflicht, d.h. dass der Patient genau informiert werden muss, welche Kosten bei einer Psychotherapie auf ihn  zukommen.

Psychologische Psychotherapeuten rechnen z.B. mit Stundensätzen über 80 € ab und können bei privatversicherten Patienen oder bestimmten Erschwernissen (z:B. bei besonders schwierige Krankheitsbilder des Patinenten, Therapie an Abendstunden oder am Wochenende, Notdienst) Steigerungssätze verlangen, die bis zu 160 € pro Stunde (50 Minuten) sind.
[*/quote*]



Mit 46 Euro wird obige Tabelle zu:
     
Tage Kunde/Tag  Kunde/HP_Tag Euro/Tag bez. Zeit
364  128.000    2,72         58,34    1,26h
280  166.454    3,54         75,93    1,65h
230  202.640    4,31         92,44    2,00h

Das heißt: Nach den Zahlen der "Umfrage" arbeitet ein durchschnittlicher Heilpraktiker am Tag nur zwischen 1,26 und 2,00 Stunden.

WENN ein Heilpraktiker "wie ein Maurer" genau nach Arbeitszeit arbeitet, für die er bezahlt wird, sieht das für den Kunden so aus:

Tage Kunde/Tag  Kunde/HP_Tag Euro/Tag bez. Zeit Zeit/Kunde
364  128.000    2,72         58,34    1,26h     0,46h
280  166.454    3,54         75,93    1,65h     0,46h
230  202.640    4,31         92,44    2,00h     0,46h

Wie schön: 0,46 Stunden pro Kunde, so herum oder so herum...

Das heißt, daß die ganze Rechnerei ein einziger Schwindel ist. Die Angaben, wie wenig Kunden der Heilpraktiker pro Tag hat (und womit die so gerne angeben), besagt NICHTS über die tatsächliche Zeit. Warum? Weil nur die bezahlte Zeit zählt!

Die Tabelle habe ich mit den 46 Euro berechnet. Die realen Stundensätze sind aber weitaus höher, und dementsprechend WENIGER Zeit gibt es pro Kunde.


"Für Sie" schreibt (zitiert in dem Forums-Thread)]:

http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/index.php?topic=6390.msg20589#msg20589

http://www.fuersie.de/gesundheit/homoeopathie/artikel/heilpraktiker

[*QUOTE*]
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Immer mehr Deutsche wenden sich an Heilpraktiker: Neun Milliarden Euro geben Patienten inzwischen jedes Jahr für alternative Medizin aus – und mehr als die Hälfte davon bezahlen sie selbst.

[...]

Eine aktuelle Studie der Barmer GEK zeigt, dass einem Arzt pro Patient durchschnittlich acht Minuten bleiben. Dagegen führt jeder der 15 000 deutschen Heilpraktiker im Schnitt pro Tag nur vier Behandlungen durch – und kann sich damit deutlich mehr Zeit für seine Patienten nehmen.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
[*/QUOTE*]


Damit wird suggeriert, daß Heilpraktiker sich viel Zeit nehmen könnten. Konjunktiv, wohlgemerkt! Real sieht es ganz anders aus.

Hier ist von 20 - 30 Kunden pro Tag die Rede, in der dort zitierten Zeitung: "Friedrich Ritzer. Trotzdem: Nach eigenen Angaben behandelt er  pro Tag zwischen 20 und 30 Patienten".

Ritzer ist der mit der Hundescheiße.

Bei 21,45 Euro pro Kunde sind das 429,00 bis 643,50 Euro. Pro Tag. Und das sind nur die unteren Zahlen. Real dürfte es wesentlich mehr sein.

Hundescheiße lohnt sich.
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Thymian

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Re: Heilpraktiker, Bescheißen mit Statistik
« Reply #1 on: October 19, 2018, 08:05:30 PM »

Liest Christian J. Becker alias Christian Joachim Becker aus Hamburg-Ohlstedt hier mit? In den frühen Morgenstunden des 19.10.2018 schrieb Julian obigen Forumsbeitrag. Der von ihm erwähnte Umfrage-Quatsch ist rund 11 Monate alt: "Warendorf, 28.11.2017 ". Das müffelt doch schon ein bißchen.

Mehrere Stunden nachdem Julian sich die Heilpraktiker vorgenommen hatte, bringt Becker diese Pressemitteilung zu dem Megabullshit des Heilpraktikerverbands:

[*quote*]     
19.10.2018 - 08:59 - Gesundheit & Medizin

128.000 Patienten gehen jeden Tag zum Heilpraktiker / Homöopathie ist manchen Ärzten ein Dorn im Auge
Pressemitteilung von: hambürgerblog

Schaubild der Kampagne gegen Homöopathie und Heilpraktiker

Seit langem sind Heilpraktiker manchen konventionell-medizinisch arbeitenden Ärzte-Gruppen ein Dorn im Auge. Aktuell haben diese Ärzte offensichtlich eine Kampagne gegen Heilpraktiker gestartet. Das trojanische Pferd gegen Heilpraktiker ist die Homöopathie, gegen die die GroKo eine Kampagne gestartet hat (lt. Apotheke Adhoc, 14.9.). Bei den Hebammen war die Haftpflichtversicherung das trojanische Pferd, um deren Berufsstand zu beschädigen, bei den Heilpraktikern sollen es u.a. die Homöopathie und andere Therapiemethoden werden. Das mutmaßlich erste Ziel der Anti-HP-Kampagne ist, den Beruf des HPs in der Öffentlichkeit zu diskreditieren, damit weniger Menschen HP werden wollen. Zu sehen ist das in den Fachblättern der Ärzte, z.B. ZFA. Es titelt „Den Heilpraktiker-Beruf abschaffen?“.

Analysiert man die Zahlen der Heilpraktiker, kann man verstehen, warum manche Ärztegruppen Angst vor Heilpraktikern haben. Kurz: Patienten lieben ihre Heilpraktiker.

Hier eine Zahlen-Übersicht:

- 128.000 Patienten gehen jeden Tag zur HeilpraktikerIn
- 47.000 Heilpraktiker mit ca. 60.000 Beschäftigten
- Mehr als 46 Millionen Patientenkontakte/Jahr
- Enlastung für Krankenkassen und Versicherte durch Heilpraktiker: 1 Milliarde Euro
- 531 Mio Euro durch Selbstzahler, 174 Mio durch Private KV, 155 Mio durch Zusatzversicherungen, 139 Mio durch Beihilfe. (Quelle der Zahlen: Bund Deutscher Heilpraktiker)


(Autor: Christian J. Becker, HomoeopathieWatchblog.de)

Diese Pressemitteilung wurde auf openPR im Presseportal Hamburg veröffentlicht.

Red. hambürgerblog
Claus-Ferck-Straße 1
22359 Hamburg
Telefon 040 228 60 148

HomoeopathieWatchblog ist ein Online-Magazin, das über Homöopathie berichtet. Für gesundheitspolitisch Interessierte schreibt es über Aktuelles aus der Politik, z.B. über die Kampagne gegen Homöopathie. Für Endverbraucher gibt der Blog praktische Tipps und Adressen rund um die Globuli. Redaktionsleiter ist der PR-Journalist, Diplom-Ökotrophologe und Globuli-User Christian J. Becker.

News-ID: 1023138 • Views: 157
[*/quote*]


Becker hat den Köder geschluckt. Besonders helle war das nicht. Das hätte selbst ein Schüler merken können, daß an der Sache etwas faul ist. Dazu muß man nicht einmal viel denken, sondern bloß lesen:

Julian schreef:

[*quote*]
Das heißt, daß die ganze Rechnerei ein einziger Schwindel ist. Die Angaben, wie wenig Kunden der Heilpraktiker pro Tag hat (und womit die so gerne angeben), besagt NICHTS über die tatsächliche Zeit. Warum? Weil nur die bezahlte Zeit zählt!
[*/quote*]


Aber Becker planscht voll rein in den Intelligenzsumpf der Heilpraktiker:

[*quote*]
Hier eine Zahlen-Übersicht:

- 128.000 Patienten gehen jeden Tag zur HeilpraktikerIn
- 47.000 Heilpraktiker mit ca. 60.000 Beschäftigten
- Mehr als 46 Millionen Patientenkontakte/Jahr
- Enlastung für Krankenkassen und Versicherte durch Heilpraktiker: 1 Milliarde Euro
- 531 Mio Euro durch Selbstzahler, 174 Mio durch Private KV, 155 Mio durch Zusatzversicherungen, 139 Mio durch Beihilfe. (Quelle der Zahlen: Bund Deutscher Heilpraktiker)

[*/quote*]


Nehmen wir nur mal diese Behauptung: "47.000 Heilpraktiker mit ca. 60.000 Beschäftigten". Was besagt die? Daß es in den Heilerpraxen 107.000 Personen gibt, nämlich die 47.000 und 60.000 Angestellte? Nein. Tut es nicht. Wie man schon in der Kuchengrafik sehen kann, türken die Heilpraktiker selbst bei einfachsten Sachen. Beschäftigte sind die für den Besitzer Arbeitenden. Der Besitzer zählt nicht mit. Was sagt die Grafik?



Die nicht lesbaren Pastelltöne des Originals wurden abgedunkelt und die Größe runtergeschrumpft auf 800 Pixel Breite.

(Original:
https://www.bdh-online.de/wp-content/uploads/2017/11/anzahl-der-beschaeftigten-in-heilpraktiker-praxen-in-deutschland.png)


11.215 Beschäftigte, und keine 60.000, wie die Zitate suggerieren. Kreativer Umgang mit Statistik. Heute nennt man so etwas Fake News.

Aber das ist noch gar nichts im Verhältnis zu den anderen Kreativitäten im Umgang mit Statistik. Hier ist die  Umfrage zu finden:

https://www.heilpraktikerverband.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/407-grosse-heilpraktiker-umfrage-das-leisten-deutschlands-heilpraktiker.html

Das ist die Beschreibung der Umfrage:

https://www.vfp.de/no-jos/aus_newsletter/fakten_und_zahlen_zum_heilpraktikerberuf_07.pdf

Hinweis: Wir haften nicht für Tastaturen, Bildschirme und andere Gegenstände, die durch Lachexplosionen, Colaertränkung und Kaffeetauchfahrten oder ähnliches zu Schaden kommen!


[Keine Haftung für Grammatikschäden . ET]
« Last Edit: October 19, 2018, 11:07:10 PM by el_Typo »
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